Kaum ein Raum ohne Elefanten – erkennen wir sie? Sehen wir, was uns bei Transformation und Veränderung bremst? Eine weitere Userstory – und eure Perspektive ist gefragt.
Ein international tätiges Unternehmen im Einzelhandel möchte in einem ihrer ausländischen Tochter-Unternehmen in Osteuropa eine neue Software einführen, damit Prozesse mit dem deutschen Headquarter besser kompatibel sind. Zwei Projektteams in beiden Ländern sind am Start, es soll ein erstes Treffen aller Teammitglieder vor Ort bei dem ausländischen Unternehmen stattfinden, ein Kick-off und ein kurzes interkulturelles Training über das jeweils andere Land sind geplant.
Dann bricht Corona aus, keine Reisen sind mehr möglich. Die Projektleitung beschließt, die Arbeit schon einmal online anzufangen. Schließlich kommen alle Beteiligten aus der gleichen Branche, machen in beiden Ländern die gleichen Jobs – was kann da schon schiefgehen?
Bereits nach wenigen Monaten hakt es auf allen Ebenen zwischen den beiden Teams. Das Projekt stockt massiv, es gibt Schwierigkeiten in der Kommunikation. Das osteuropäische Team fürchtet um seine verabredeten Jahresziele. Der Berater, der ursprünglich für den Kick-off vorgesehen war, wird nun doch hinzugezogen. Ein erster Workshop mit dem osteuropäischen Teil-Team zeigt: Über die Monate haben sich viele kleinere Missverständnisse zu einem handfesten Konflikt entwickelt, schwer online zu lösen. Die Osteuropäer drängen bei dem Berater auf Unterstützung in diesem Konflikt; das Headquarter sucht einen eher pragmatischen Weg auf der Sachebene.
Schließlich sind alle drei Seiten verärgert. Die Zentrale wirft dem Berater vor, einen Konflikt ins Headquarter getragen zu haben. Die Osteuropäer fühlen sich unverstanden und abgehängt. Der Berater weiß kaum, wie ihm geschieht. Und das Projekt bricht unvollendet ab. Ob die Harmoniserung der Prozesse über Software möglich ist, konnte nicht geklärt werden.
Wo vermutet ihr den Elefanten im Raum? Was haben die Beteiligten übersehen – oder sich nicht getraut, es anzusprechen und zu klären? Was bremst den Veränderungsprojekt? Schreibt eure Hypothesen in die Kommentare.
Welchen Elefanten im Raum haben die Beteiligten übersehen?
Ein Pilotprojekt zur Software- und Prozessharmonisierung. Von Anfang an hatten die beiden Länderteams haben sehr unterschiedliche Vorstellungen über das Ziel dieses Projekts.
Für das deutsche Team war es ein Experiment: Ausprobieren, ob die Systeme überhaupt miteinander kompatibel sind, eine technische und finanzgesetzliche Frage. Anschließend wollte die deutsche Seite überhaupt erst final entscheiden, ob das Projekt für das gesamte ausländische Unternehmen ausgerollt werden soll.
Das osteuropäische Team dagegen hat das Gelingen des Pilotprojekts als eine Frage von Leben und Tod verstanden. Die Teammitglieder hatten bereits die Erfahrung gemacht, dass misslungene Projekte die Beteiligten nicht nur den Jahresbonus kosten konnten, sondern auch durchaus den Job. In dieser Lage war natürlich jede Verzögerung, jedes noch ungeklärte Detail und jede Schwierigkeit eine ernsthafte persönliche Bedrohung.
Dies hatte direkte Auswirkungen auf die Arbeitskultur: In den Augen der Osteuropäer erschienen die deutschen Kollegen faul, langsam und ineffizient (sic!). Alle nationalen Klischees über Deutschland waren damit natürlich gebrochen. Die Empörung wuchs wie ein Schnellball und explodierte bei den ersten Nachfragen – leider mitten im Workshop-Prozess.
Wie es so häufig in interkulturellen Kontexten ist: Jeder hat nicht nur seine Art, die Welt zu sehen – er hält die seine für die einzig mögliche. Erst wenn diese unbewusste Erwartungshaltung plötzlich gebrochen wird, merkt man, dass es bei „den anderen“ völlig anders geht und auch als absolut normal gilt.
Trotz gutem Englisch, einer sehr guten kollegialen Zusammenarbeit und häufiger Arbeitstreffen war dieser Unterschied in der Ziel-Wahrnehmung übrigens nicht einmal den beiden Projektteamleiterinnen bewusst.
Was hätte geholfen?
Die beiden Projektleiterinnen und die Teammitglieder hätten sich über die Unterschiede in ihrer Erwartungshaltung und kulturell geprägten Herangehensweise an die Zusammenarbeit in Projekten von vornherein bewusst werden müssen.
Sie hätten sich daraufhin ein gemeinsames Bild über die Projektziele und die erwarteten Ergebnisse machen können
Auch eine Verständigung darüber, was genau eine „gute Zusammenarbeit“ in einem internationalen Remote-Team jeweils bedeutet und woran ihre Qualität festgemacht wird, wäre bereits vor dem Projektstart hilfreich gewesen.
Auch über eine gegenseitig akzeptierte und praktikable Art der „Notfall-Kommunikation“ und die Regeln des Feedback-Gebens lässt es sich besser verständigen, wenn die Konflikte noch gar nicht erst da sind.
All das wäre zur Not auch in einem Corona-bedingtem live online-Setting gegangen.
Genau dafür haben wir „Meet the Elephant“ entwickelt. Schon das Paket S hätte die Verantwortlichen in die Lage versetzt, die Komplexität der Transformation zu erkennen. Mit dem anschließenden Paket M oder L wäre es – je nach den Ergebnissen der Erstanalyse – möglich gewesen, einen fundierten und flexiblen Transformationsplan zu entwickeln.
Das hätte geholfen.